Signatur: BStU, MfS, BV Berlin, Vi, Nr. 20
Seit Anfang 1988 bekämpfte die Staatssicherheit die Ost-Berliner Friedens- und Bürgerrechtsbewegung unter dem Decknamen "Störenfried". Im September 1989 griff die Geheimpolzei bei einer kleinen Demonstration auf dem Berliner Alexanderplatz durch.
Im Herbst 1989 kam es in der DDR zunehmend zu Protesten. Diese wurden zu einem enormen Problem für die Sicherheitsorgane. Der Stasi gelang es immer weniger, die Demonstrationen im Keim zu ersticken. Auch Drohungen, mit aller Härte gegen Versammlungen und Vereinigungen vorzugehen, erzielten nicht die gewünschte Wirkung. Erfuhr die Stasi durch den Einsatz Inoffizieller Mitarbeiter (IM) von bevorstehenden Demonstrationen oder Vereinigungen, versuchte sie schon Tage vorher, Maßnahmen zu ihrer Verhinderung zu ergreifen. Wenn ihr dies nicht gelang, wurde sie während der Aktion aktiv.
So zum Beispiel am 7. September 1989 auf dem Berliner Alexanderplatz. Seit dem Mai des Jahres waren zu jedem 7. des Monats einige mutige Menschen auf den Alexanderplatz gekommen, um gegen die gefälschten Kommunalwahlen vom Mai des Jahres zu protestieren. Mitarbeiter der Stasi mischten sich in zivil unter die Teilnehmenden. Ihre Aufgabe war es, zu beobachten und dokumentieren.
Mit Fotoapparaten und Videokameras nahmen sie das Geschehen auf. Sie notierten die Personalien derjenigen, die sich in besonderer Weise auffällig verhielten. Wenn möglich ohne großes Aufsehen zu erregen, verhaftete die Stasi Demonstranten und führte sie zu Vernehmungen ab. Ziel war es, herauszufinden, wer hinter den Versammlungen steckte und für die Organisation und Durchführung verantwortlich war.
Das Video zeigt den Zusammenschnitt der Beobachtungen einer mobilen Handkamera von Protesthandlungen und Festnahmen am Alexanderplatz am 7. September 1989 am späten Nachmittag. Insgesamt 59 Personen werden festgenommen. Gleichzeitig werden westdeutsche Journalisten daran gehindert, den Platz zu betreten.
[Kameramann 1:]
Hol die Personalien denn.
[Kameramann 2:]
Mhm. Ja, bleibt ja hier. Ey, bleib hier! Hier, das is jetz nich drauf.
[Kameramann 1:]
Doch! Wir sollen die Personalien uns holen.
[Kameramann 2:]
Dit is drauf.
[Kameramann 1:]
Wo sind se denn - oh [unverständlich] mit unsern Personalien!
[Funk, männliche Stimme 1:]
[unverständlich]
[Kameramann 2:]
Nimm ma den andern noch mit!
[Funk, männliche Stimme 1:]
40-32, kommen.
[Pfiff]
[Funk, männliche Stimme 1:]
[unverständlich] Personalien bei. Er hat ja Personalien bei.
[Kameramann 2:]
Hier vorne ooch.
[Kameramann 1:]
Da is noch ne Frau zu jekommen, die da vorn jewesen is.
[Kameramann 2:]
Willst du die Personalien ooch oder nur die zujezogenen?
[Kameramann 1:]
Nur die zujeführten.
[MfS-Mitarbeiter:]
Geht ma rechts ran hier.
[Kameramann 3:]
OLZ, Bissi.
[Kameramann 4:]
Wa?
[Kameramann 3:]
OLZ.
[Funk, männliche Stimme 1:]
Das is er.
[Funk, männliche Stimme 2:]
[unverständlich] jetz ein.
[Funk, männliche Stimme 1:]
Verstanden.
[männliche Stimme:]
Wat willst du von den Weibern?
[Kameramann 1:]
Ick hatt se ja schon mal von vorne jehabt.
[Funk, männliche Stimme 1:]
[unverständlich]
[Kameramann 2:]
Willste Personalien ooch haben?
[männliche Stimme:]
Nö, nur wat relevant is.
[Kameramann 2:]
Was zugeführt wird.
[männliche Stimme:]
Die andere will sich nich ausweisen, denn kann man sie eben zu ihm führen.
[Kameramann 2:]
Mhmh. Na jut.
[Funk, männliche Stimme 1:]
[unverständlich]
[Kameramann 2:]
Mhmh.
[Schreie, Trillerpfeife]
[Demonstrant:]
Ich will raus!
[Männliche Stimme:]
Hier!
[Demonstrant:]
Freiheit!
[Frauenschreie:]
Hier! Helft uns!
[Funk, männliche Stimme 1:]
Richtung Einheit [unverständlich] wegbringen.
[Kameramann 1:]
Hier, hinter uns.
[festgehaltener Mann:]
[gedämpfte Schreie] Ich habe einen Sohn! Hilfe!
[schreit] Hilfe! [durch Hand des Stasi-Mitarbeiters gedämpfte Schreie]
[Funk, männliche Stimme:]
Dat is er!
[männliche Stimme:]
Guck nach fremden Schuhen!
[Kameramann 2:]
Moment, Moment! Gehen Sie mal weiter!
[Unbekannter:]
Nee, wir gehen nich weiter. Wir müssen hier stehen bleiben.
[Unbekannter 2:]
Seid ihr- seid ihr doof oder wat is?
[Mann im karierten Hemd:]
Wer frei ist braucht nicht fliehen. Dit is es.
[Stasi Mitarbeiter in hellblauer Jacke:]
Denn jehen Se mal weiter hier.
[Mann im karierten Hemd:]
Ich möchte nicht angefasst werden.
[Stasi Mitarbeiter in hellblauer Jacke:]
Ja, is ja jut.
[Mann im karierten Hemd:]
Zu meinen Persönlichkeitsrechten gehört, dass ick nich anjefasst werde.
[männliche Stimme:]
Aha.
[Mann im karierten Hemd:]
Ja? Ick kann auch frei entscheiden, wo ich stehe.
[Mann im karierten Hemd:]
Ich möcht ooch frei sein. Leben und frei sein.
Freie Meinungsäußerung, wie's in der Verfassung steht. Und das ist meine Meinung.
Wenn ick jetzt weggeh, werd ick nachher jefasst.
[Männliche Stimme:]
Ja, du darfst gehen.
[MfS-Mitarbeiter in blau:]
[unverständlich]
[Mann im karierten Hemd:]
Warum? Ich hab doch gar nichts [unverständlich]
[MfS-Mitarbeite mit heller Jacke:]
§ 12, Absatz 1 [unverständlich]
[Frau mit Halstuch:]
Was is'n § 12, Absatz 1 [unverständlich]
[Unterhaltung beider Frauen unverständlich]
[Frau mit Halstuch:]
Komm, wir gehen jetzt da vor. Gucke, die filmen in unsere Richtung. So!
[Mann in blauer Jacke:]
Hier wird gefilmt. Hier wird gefilmt!
[Frau in Strickjacke:]
Na so würd [unverständlich] wa ooch hinkriegen.
[Frau mit Halstuch:]
Tz!
[Frau mit Halstuch:]
So, jetz hier noch weitergeh'n! Und jetz [unverständlich] mal bitte.
[Frau mit Halstuch:]
Und jetzt, jetzt noch die Ausweise hier machen. Ey, ne? Guten Abend. Huhu!
[Mann mit langen Haaren:]
Wir füllen das Archiv!
[Mann mit langen Haaren:]
[lachend] Jahaha, hab ick dir jesagt!
[Frau mit Halstuch:]
Tschüss, viel Spaß. Und Grüß schön!
[Mann mit langen Haaren:]
Ja.
[männliche Stimme:]
Geh'n Se mal!
[Mädchenstimme:]
Wurde der verhaftet [unverständlich]?
[Kamera klicken]
[Mann mit Bart:]
Soll ick lächeln oder.
[Kameramann 2:]
Nö.
[Männliche Stimme:]
Einfach weggehen.
[Kameramann 1:]
Hat er irgendwie fotografiert, ebend. Hat ein'n ranjekriegt.
[Kameramann 2:] Mhmh.
[Mann mit Bart:]
Bin ick ja schon wieder im Bild. Sowat ooch.
[Mann im gestreiften Hemd:]
Sehen Sie jetzt auch was?
[Mann mit Bart:]
Ich möchte aber nicht, dass das veröffentlicht wird, ja? Kann ick mal den Ausweis sehen, ja, mh? So.
[Männliche Stimme:]
Nu geh'n Sie doch weiter!
[Mann mit Bart:]
Was?
[Männliche Stimme:]
Geh'n Sie doch weiter!
[Mann mit Bart:]
Na ja, ick meine -
[Männliche Stimme:]
Ja ja, Sie meinen [unverständlich] Na, is doch jut.
[Kameramann 2:]
Der is von ARD!
[Mann mit Bart:]
Na ja, is.. Hauptsache das wird nicht veröffentlicht, dann ist ja jut.
[Kameramann 2:]
Einer von der ARD hier, vorne mit dem rot-blauen Schlips.
[Kameramann 1:]
Mhm, mhm, mhm.. hab ich schon gesehen.
[Kameramann 1:]
Mhm, mhm, mhm.
Nimm den, den haste sofort vor dir im Kasten.
[Mädchen:]
Guck-guck! [kichert]
[Passant:]
Kann ich mal halten? So 'ne Frechheit, so 'ne-
[Schnitt]
[Kichern im Hintergrund]
[männliche Stimme 2:]
Wie die die Leute behandeln, das is 'ne Frechheit!
[weibliche Stimme 1:]
...blöde vorkommen, hier. Habt ihr toll gemacht, toll gemacht! Und nu' stehen sie alle dumm rum!
[weibliche Stimme 1:]
Und nu stehen sie alle da, hier, ne?
[weibliche Stimme 2:]
Und ohne Grund.
[weibliche Stimme 1:]
Ohne Grund. [unverständlich] Na, is doch wahr! Warum et hier nich' weiter geht!
[männliche Stimme:]
Die rutscht weiter runter.
[Busmotor, Fahrgeräusch einer S-Bahn]
[Pfiffe, allgemeine Unruhe]
[Kameramann 2:]
Brille und den Kopp und film da die Fensterscheiben.
[Kameramann 1:]
Mhmh.
[Kameramann 2:]
Kannst nochmal, wenn der Bus losfährt. Da wird ordentlich gegen gedroschen und geschimpft.
[Kameramann 2:]]
Hör uff. Is wahr. Hol die Tasche jetz! Et jibt hier andre Sachen!
[Festgesetzte:]
Wir wollen raus! Wir wollen raus! Wir wollen raus! Wir wollen raus!
[Pfiffe, vereinzeltes Klatschen] Wir wollen raus! Wir wollen raus!
[Busmotor]
[Kameramann 1:]
Wer verbringt denn jetz nu den Bus in Zone 5?
[Kameramann 2:]
Mal sehen.
[männliche Stimme 3:]
Die suchen immer noch.
Den sucht ihr jetz dahinten noch und -
[Unbekannter 3:]
Wiegt das Ding keene Tonne?
[Kameramann 2:] Mh?
[männliche Stimme:]
Wiegt das Ding hier keene Tonne?
[Kameramann 2:]
Ja, ja. [belustigt] Das is moderne Technik.
Abteilung M (Postkontrolle)
Die 1951/52 entstandene Abt. M im MfS Berlin und in den BV führte die bis 1952 von den Abt. VIa betriebene Postkontrolle fort. Die Abt. M gliederte sich anfangs in die Leitung und die Referate I (Information/Stimmungsberichte), II (Haupttelegrafenamt) und III (Kontrollpunkt 1). In den BV hießen die Außenstellen AFAS (Aussortierungsstellen für antidemokratische Schriften bzw. Auftragsfahndung bei abgehenden Sendungen). Die Postkontrolle war bis 1989 als Abt. 12 bzw. Abt. XII in die Struktur der Deutschen Post eingebaut. Die auf der Grundlage der Postauswertung erstellten Stimmungsberichte sollten das MfS in die Lage versetzen, jederzeit ein Bild über die Stimmung der Bevölkerung der verschiedenen sozialen Schichten zu erhalten. Mitte der 50er Jahre wurde begonnen, die Möglichkeiten der Abt. M bei Personenüberprüfungen systematisch zu nutzen.
Im Zusammenhang mit der internationalen Anerkennung der DDR richtete die Abt. M 1973 die "Kurierstelle für Botschaftspost" (KfB) ein. In den 70er Jahren kam es zur verstärkten Entwicklung sowie zum Einsatz von Brieföffnungsautomaten, Briefschließmaschinen und der Röntgentechnik. Um die zwischen der Bundespost und der Deutschen Post der DDR vereinbarte verkürzte Bearbeitungszeit im Postverkehr zu gewährleisten, wurde 1984 die Abt. PZF als neue Abt. M 4 in die Linie M übernommen und dadurch Doppelarbeit abgebaut. Von 1979 bis 1983 war der Mitarbeiterbestand um 41,5 Prozent gestiegen.
Nach dem Tode des bis zu diesem Zeitpunkt zuständigen Stellv. des Ministers Beater übernahm Mielke die HA II und die dieser zugeordnete Abt. M des MfS Berlin in seinen Verantwortungsbereich. Im Oktober 1989 gehörten der Linie M 2192 Offiziere an (MfS Berlin 516, BV 1676). Da das Postgeheimnis in den Verfassungen der DDR seit 1949 nominell verbrieft war, räumte der letzte Leiter der Abt. M, Generalmajor Rudi Strobel, im November 1989 ein, dass für die Tätigkeit der Linie M eine eindeutige gesetzliche Regelung fehle.
Operative Beobachtung
Die Beobachtung zählte zu den konspirativen Ermittlungsmethoden, die in der Regel von operativen Diensteinheiten in Auftrag gegeben und von hauptamtlichen Mitarbeitern der Linie VIII (Hauptabteilung VIII) durchgeführt wurden. Dabei wurden sog. Zielpersonen (Beobachtungsobjekte genannt) über einen festgelegten Zeitraum beobachtet, um Hinweise über Aufenthaltsorte, Verbindungen, Arbeitsstellen, Lebensgewohnheiten und ggf. strafbare Handlungen herauszufinden. Informationen aus Beobachtungen flossen in Operative Personenkontrollen, Operative Vorgänge oder Sicherheitsüberprüfungen ein. Im westlichen Ausland wurden Beobachtungen meist von IM unter falscher Identität ausgeführt.
Operative Beobachtung
Die Beobachtung zählte zu den konspirativen Ermittlungsmethoden, die in der Regel von operativen Diensteinheiten in Auftrag gegeben und von hauptamtlichen Mitarbeitern der Linie VIII (Hauptabteilung VIII) durchgeführt wurden. Dabei wurden sog. Zielpersonen (Beobachtungsobjekte genannt) über einen festgelegten Zeitraum beobachtet, um Hinweise über Aufenthaltsorte, Verbindungen, Arbeitsstellen, Lebensgewohnheiten und ggf. strafbare Handlungen herauszufinden. Informationen aus Beobachtungen flossen in Operative Personenkontrollen, Operative Vorgänge oder Sicherheitsüberprüfungen ein. Im westlichen Ausland wurden Beobachtungen meist von IM unter falscher Identität ausgeführt.
Straftaten gegen die staatliche Ordnung
Straftaten gegen die staatliche Ordnung waren Straftatbestände des 8. Kapitels des StGB/1968. Insbesondere der 2. Abschnitt ("Straftaten gegen die staatliche und öffentliche Ordnung") enthält politische Strafnormen, die für die strafrechtliche Untersuchungstätigkeit der Staatssicherheit (Untersuchungsorgan) von großer Bedeutung waren.
Das gilt vor allem für § 213 ("Ungesetzlicher Grenzübertritt"), der in der Honecker-Ära Grundlage von rund der Hälfte aller MfS-Ermittlungsverfahren war. Auch § 214 ("Beeinträchtigung staatlicher und gesellschaftlicher Tätigkeit") spielte, vor allem im Zusammenhang mit der Bekämpfung von Ausreiseantragstellern, in den 80er Jahren eine immer wichtigere Rolle.
Ähnliches gilt für § 219 ("Ungesetzliche Verbindungsaufnahme") und § 220 ("Öffentliche Herabwürdigung der staatlichen Ordnung"), die die ähnlichen, aber schwerer wiegenden Strafnormen aus dem 2. Kapitel des StGB/1968 § 100 ("Staatsfeindliche Verbindungen", ab 1979 "Landesverräterische Agententätigkeit") und § 106 ("Staatsfeindliche Hetze") weitgehend verdrängten (Staatsverbrechen).
Straftaten gegen die staatliche Ordnung
Straftaten gegen die staatliche Ordnung waren Straftatbestände des 8. Kapitels des StGB/1968. Insbesondere der 2. Abschnitt ("Straftaten gegen die staatliche und öffentliche Ordnung") enthält politische Strafnormen, die für die strafrechtliche Untersuchungstätigkeit der Staatssicherheit (Untersuchungsorgan) von großer Bedeutung waren.
Das gilt vor allem für § 213 ("Ungesetzlicher Grenzübertritt"), der in der Honecker-Ära Grundlage von rund der Hälfte aller MfS-Ermittlungsverfahren war. Auch § 214 ("Beeinträchtigung staatlicher und gesellschaftlicher Tätigkeit") spielte, vor allem im Zusammenhang mit der Bekämpfung von Ausreiseantragstellern, in den 80er Jahren eine immer wichtigere Rolle.
Ähnliches gilt für § 219 ("Ungesetzliche Verbindungsaufnahme") und § 220 ("Öffentliche Herabwürdigung der staatlichen Ordnung"), die die ähnlichen, aber schwerer wiegenden Strafnormen aus dem 2. Kapitel des StGB/1968 § 100 ("Staatsfeindliche Verbindungen", ab 1979 "Landesverräterische Agententätigkeit") und § 106 ("Staatsfeindliche Hetze") weitgehend verdrängten (Staatsverbrechen).
Eine selbständige Abteilung ist eine Organisationsstruktur in der MfS-Zentrale, die durch den Minister oder einen seiner Stellvertreter direkt angeleitet und durch militärische Einzelleiter geführt wurde. Die weiter untergliederten Abteilungen prägten Linien aus (z. B. Abt. XIV; Linienprinzip) oder blieben auf die Zentrale beschränkt (z. B. Abt. X). Die eng umrissenen Zuständigkeiten mit operativer Verantwortung und Federführung orientierten sich an geheimdienstlichen Praktiken (Telefonüberwachung) oder Arbeitsfeldern (Bewaffnung, chemischer Dienst).
Im Zusammenhang mit der Verwaltungsreform der DDR vom Sommer 1952 wurden die fünf Länderverwaltungen für Staatssicherheit (LVfS) in 14 Bezirksverwaltungen umgebildet. Daneben bestanden die Verwaltung für Staatssicherheit Groß-Berlin und die Objektverwaltung "W" (Wismut) mit den Befugnissen einer BV. Letztere wurde 1982 als zusätzlicher Stellvertreterbereich "W" in die Struktur der BV Karl-Marx-Stadt eingegliedert.
Der Apparat der Zentrale des MfS Berlin und der der BV waren analog strukturiert und nach dem Linienprinzip organisiert. So waren die Hauptabteilung II in der Zentrale bzw. die Abteilungen II der BV für die Schwerpunkte der Spionageabwehr zuständig usw. Auf der Linie der Hauptverwaltung A waren die Abteilung XV der BV aktiv. Einige Zuständigkeiten behielt sich die Zentrale vor: so die Militärabwehr (Hauptabteilung I) und die internationalen Verbindungen (Abteilung X) oder die Arbeit des Büros für Besuchs- und Reiseangelegenheiten in Westberlin (Abteilung XVII). Für einige Aufgabenstellungen wurde die Bildung bezirklicher Struktureinheiten für unnötig erachtet. So gab es in den 60er und 70er Jahren für die Abteilung XXI und das Büro der Leitung II Referenten für Koordinierung (RfK) bzw. Offiziere BdL II. Für spezifische Aufgaben gab es territorial bedingte Diensteinheiten bei einigen BV, z. B. in Leipzig ein selbständiges Referat (sR) Messe, in Rostock die Abt. Hafen.
An der Spitze der BV standen der Leiter (Chef) und zwei Stellv. Operativ. Der Stellv. für Aufklärung fungierte zugleich als Leiter der Abt. XV. Die Schaffung des Stellvertreterbereichs Operative Technik im MfS Berlin im Jahre 1986 führte in den BV zur Bildung von Stellv. für Operative Technik/Sicherstellung.
Im Zusammenhang mit der Verwaltungsreform der DDR vom Sommer 1952 wurden die fünf Länderverwaltungen für Staatssicherheit (LVfS) in 14 Bezirksverwaltungen umgebildet. Daneben bestanden die Verwaltung für Staatssicherheit Groß-Berlin und die Objektverwaltung "W" (Wismut) mit den Befugnissen einer BV. Letztere wurde 1982 als zusätzlicher Stellvertreterbereich "W" in die Struktur der BV Karl-Marx-Stadt eingegliedert.
Der Apparat der Zentrale des MfS Berlin und der der BV waren analog strukturiert und nach dem Linienprinzip organisiert. So waren die Hauptabteilung II in der Zentrale bzw. die Abteilungen II der BV für die Schwerpunkte der Spionageabwehr zuständig usw. Auf der Linie der Hauptverwaltung A waren die Abteilung XV der BV aktiv. Einige Zuständigkeiten behielt sich die Zentrale vor: so die Militärabwehr (Hauptabteilung I) und die internationalen Verbindungen (Abteilung X) oder die Arbeit des Büros für Besuchs- und Reiseangelegenheiten in Westberlin (Abteilung XVII). Für einige Aufgabenstellungen wurde die Bildung bezirklicher Struktureinheiten für unnötig erachtet. So gab es in den 60er und 70er Jahren für die Abteilung XXI und das Büro der Leitung II Referenten für Koordinierung (RfK) bzw. Offiziere BdL II. Für spezifische Aufgaben gab es territorial bedingte Diensteinheiten bei einigen BV, z. B. in Leipzig ein selbständiges Referat (sR) Messe, in Rostock die Abt. Hafen.
An der Spitze der BV standen der Leiter (Chef) und zwei Stellv. Operativ. Der Stellv. für Aufklärung fungierte zugleich als Leiter der Abt. XV. Die Schaffung des Stellvertreterbereichs Operative Technik im MfS Berlin im Jahre 1986 führte in den BV zur Bildung von Stellv. für Operative Technik/Sicherstellung.
Inoffizielle Mitarbeiter (IM) waren das wichtigste Instrument des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), um primär Informationen über Bürger, die Gesellschaft, ihre Institutionen und Organisationen der DDR oder im Ausland zu gewinnen. Unter Umständen hatten IM auf Personen oder Ereignisse in der DDR steuernden Einfluss zu nehmen.
In der DDR-Gesellschaft hießen sie "Spitzel", "Denunzianten" oder "Kundschafter". Mit der deutschen Einheit hat sich die Bezeichnung Inoffizieller Mitarbeiter des MfS für die heimlichen Zuträger etabliert. Sie lieferten u. a. Informationen über Stimmungen und Meinungen in der Bevölkerung.
Die SED-Führung wollte stets über die konkrete Situation und Lage in der DDR unterrichtet sein. Die IM hatten den Auftrag, "staatsgefährdende" Bestrebungen zu ermitteln, was beim MfS "politisch ideologische Diversion" bzw. "politische Untergrundtätigkeit" hieß. Der Bogen hierfür war weit gespannt und reichte von einer privaten Meinungsäußerung bis hin zu politischen Aktivitäten. Überdies sollten sie, wenn auch selten, direkt auf gesellschaftliche Entwicklungen oder einzelne Personen einwirken.
Die IM waren das wichtigste Repressionsinstrument in der DDR. IM wurden auf bestimmte Schwerpunkte angesetzt, von denen tatsächliche oder vermeintliche Gefahren ausgehen konnten. Diese Objekte und Territorien, Bereiche oder Personen waren so zahlreich, dass die geheimpolizeiliche Durchdringung tendenziell den Charakter einer flächendeckenden Überwachung annahm.
Die Anzahl der vom MfS geführten inoffiziellen Mitarbeiter umfasste im Jahre 1989 ungefähr 189.000 IM, darunter 173.000 IM der Abwehrdiensteinheiten, ferner 13.400 IM in der DDR und 1.550 IM in der Bundesrepublik, die von der Hauptverwaltung A geführt wurden, sowie diverse andere wie Zelleninformatoren usw. Auf 89 DDR-Bürger kam somit ein IM. In der Zeit von 1950 bis 1989 gab es insgesamt ca. 620.000 IM.
Die Entwicklung des IM-Netzes ist nicht allein von einem kontinuierlichen Anstieg geprägt, sondern verweist auf besondere Wachstumsphasen in Zeiten innergesellschaftlicher Krisen wie dem 17. Juni 1953 oder am Vorabend des Mauerbaus. Im Zuge der deutsch-deutschen Entspannungspolitik wurde das IM-Netz ebenfalls erweitert. So umfasste es Mitte der 70er Jahre – hochgerechnet – über 200.000 IM. Angesichts wachsender oppositioneller Bewegungen hatte es in den 80er Jahren gleichfalls ein hohes Niveau.
Die flächendeckende Überwachung der Gesellschaft fiel regional recht unterschiedlich aus. Im Land Brandenburg, das die Bezirke Cottbus, Frankfurt (Oder) und Potsdam vereint, war sie stärker als in Thüringen. Die höchste IM-Dichte wies der ehemalige Bezirk Cottbus auf.
Das MfS operierte formal nach territorialen Gesichtspunkten und Sicherungsbereichen, setzte jedoch operative Schwerpunkte in der geheimpolizeilichen Arbeit. Bezogen auf das Gesamtministerium lagen diese – sowohl auf Kreis-, als auch auf Bezirks- und Hauptabteilungsebene – bei der Volkswirtschaft, der Spionageabwehr und auf der "politischen Untergrundtätigkeit", der "Bearbeitung " von oppositionellen Milieus und den Kirchen.
Die Motive zur Kooperation mit dem MfS waren überwiegend ideeller, seltener materieller Natur, noch seltener war Erpressung der Grund. Die Kooperation währte durchschnittlich sechs bis zehn Jahre oder länger. Augenfällig ist, dass darunter nicht wenige soziale Aufsteiger waren. Der Anteil von weiblichen IM lag in der DDR bei 17 Prozent, in der Bundesrepublik bei 28 Prozent. Über die Hälfte der IM war Mitglied der SED. Von den 2,3 Mio. Mitgliedern der Partei ausgehend, waren 4 bis 5 Prozent zuletzt inoffiziell aktiv, d. h. jedes zwanzigste SED-Mitglied.
Das MfS differenzierte IM nach Kategorien: Gesellschaftliche Mitarbeiter für Sicherheit, IM zur Sicherung und Durchdringung des Verantwortungsbereichs, IM im besonderen Einsatz, Führungs-IM und IM zur Sicherung der Konspiration und des Verbindungswesens. Die wichtigste Kategorie waren IM mit "Feindverbindungen" bzw. solche, die Personen zu "bearbeiten" hatten, die "im Verdacht der Feindtätigkeit" standen. Im Laufe der 80er Jahre nahm der Anteil von IM in der Kategorie IMB bis Dezember 1988 auf rund 3.900 zu.
Der Anteil von Bundesbürgern oder Ausländern unter den IM des MfS betrug nicht einmal 2 Prozent. 1989 waren mindestens 3.000 Bundesbürger inoffiziell im Dienste des MfS, zusätzlich mehrere Hundert Ausländer. In der Zeit von 1949 bis 1989 waren insgesamt mindestens 12.000 Bundesbürger und Westberliner IM.
Die operativen Ziele des MfS waren über die gesamte Bundesrepublik Deutschland verteilt. Darüber hinaus gab es Schwerpunkte in Europa, im Nahen Osten und Asien, nachgeordnet auch in Afrika und Lateinamerika. Nachrichtendienstliche Schwerpunkte waren vor allem die Wissenschafts- und Technikspionage, erst danach die politische und mit etwas Abstand die Militärspionage. Die Bundesrepublik Deutschland wurde folglich vor allem als Ressource zur Systemstabilisierung genutzt.
Die politische Spionage diente vornehmlich dazu, die politische Gefährdungslage des herrschenden Systems in der DDR bestimmen zu können. Dieses Profil deutet an, dass die Spionage der Bewahrung des Status quo dienen sollte. Von einer Unterwanderung der Bundesrepublik war die Geheimpolizei zahlenmäßig weit entfernt. Vielmehr waren ihre inoffiziellen Mitarbeiter damit beschäftigt, das DDR-System zu stabilisieren.
Inoffizielle Mitarbeiter (IM) waren das wichtigste Instrument des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), um primär Informationen über Bürger, die Gesellschaft, ihre Institutionen und Organisationen der DDR oder im Ausland zu gewinnen. Unter Umständen hatten IM auf Personen oder Ereignisse in der DDR steuernden Einfluss zu nehmen.
In der DDR-Gesellschaft hießen sie "Spitzel", "Denunzianten" oder "Kundschafter". Mit der deutschen Einheit hat sich die Bezeichnung Inoffizieller Mitarbeiter des MfS für die heimlichen Zuträger etabliert. Sie lieferten u. a. Informationen über Stimmungen und Meinungen in der Bevölkerung.
Die SED-Führung wollte stets über die konkrete Situation und Lage in der DDR unterrichtet sein. Die IM hatten den Auftrag, "staatsgefährdende" Bestrebungen zu ermitteln, was beim MfS "politisch ideologische Diversion" bzw. "politische Untergrundtätigkeit" hieß. Der Bogen hierfür war weit gespannt und reichte von einer privaten Meinungsäußerung bis hin zu politischen Aktivitäten. Überdies sollten sie, wenn auch selten, direkt auf gesellschaftliche Entwicklungen oder einzelne Personen einwirken.
Die IM waren das wichtigste Repressionsinstrument in der DDR. IM wurden auf bestimmte Schwerpunkte angesetzt, von denen tatsächliche oder vermeintliche Gefahren ausgehen konnten. Diese Objekte und Territorien, Bereiche oder Personen waren so zahlreich, dass die geheimpolizeiliche Durchdringung tendenziell den Charakter einer flächendeckenden Überwachung annahm.
Die Anzahl der vom MfS geführten inoffiziellen Mitarbeiter umfasste im Jahre 1989 ungefähr 189.000 IM, darunter 173.000 IM der Abwehrdiensteinheiten, ferner 13.400 IM in der DDR und 1.550 IM in der Bundesrepublik, die von der Hauptverwaltung A geführt wurden, sowie diverse andere wie Zelleninformatoren usw. Auf 89 DDR-Bürger kam somit ein IM. In der Zeit von 1950 bis 1989 gab es insgesamt ca. 620.000 IM.
Die Entwicklung des IM-Netzes ist nicht allein von einem kontinuierlichen Anstieg geprägt, sondern verweist auf besondere Wachstumsphasen in Zeiten innergesellschaftlicher Krisen wie dem 17. Juni 1953 oder am Vorabend des Mauerbaus. Im Zuge der deutsch-deutschen Entspannungspolitik wurde das IM-Netz ebenfalls erweitert. So umfasste es Mitte der 70er Jahre – hochgerechnet – über 200.000 IM. Angesichts wachsender oppositioneller Bewegungen hatte es in den 80er Jahren gleichfalls ein hohes Niveau.
Die flächendeckende Überwachung der Gesellschaft fiel regional recht unterschiedlich aus. Im Land Brandenburg, das die Bezirke Cottbus, Frankfurt (Oder) und Potsdam vereint, war sie stärker als in Thüringen. Die höchste IM-Dichte wies der ehemalige Bezirk Cottbus auf.
Das MfS operierte formal nach territorialen Gesichtspunkten und Sicherungsbereichen, setzte jedoch operative Schwerpunkte in der geheimpolizeilichen Arbeit. Bezogen auf das Gesamtministerium lagen diese – sowohl auf Kreis-, als auch auf Bezirks- und Hauptabteilungsebene – bei der Volkswirtschaft, der Spionageabwehr und auf der "politischen Untergrundtätigkeit", der "Bearbeitung " von oppositionellen Milieus und den Kirchen.
Die Motive zur Kooperation mit dem MfS waren überwiegend ideeller, seltener materieller Natur, noch seltener war Erpressung der Grund. Die Kooperation währte durchschnittlich sechs bis zehn Jahre oder länger. Augenfällig ist, dass darunter nicht wenige soziale Aufsteiger waren. Der Anteil von weiblichen IM lag in der DDR bei 17 Prozent, in der Bundesrepublik bei 28 Prozent. Über die Hälfte der IM war Mitglied der SED. Von den 2,3 Mio. Mitgliedern der Partei ausgehend, waren 4 bis 5 Prozent zuletzt inoffiziell aktiv, d. h. jedes zwanzigste SED-Mitglied.
Das MfS differenzierte IM nach Kategorien: Gesellschaftliche Mitarbeiter für Sicherheit, IM zur Sicherung und Durchdringung des Verantwortungsbereichs, IM im besonderen Einsatz, Führungs-IM und IM zur Sicherung der Konspiration und des Verbindungswesens. Die wichtigste Kategorie waren IM mit "Feindverbindungen" bzw. solche, die Personen zu "bearbeiten" hatten, die "im Verdacht der Feindtätigkeit" standen. Im Laufe der 80er Jahre nahm der Anteil von IM in der Kategorie IMB bis Dezember 1988 auf rund 3.900 zu.
Der Anteil von Bundesbürgern oder Ausländern unter den IM des MfS betrug nicht einmal 2 Prozent. 1989 waren mindestens 3.000 Bundesbürger inoffiziell im Dienste des MfS, zusätzlich mehrere Hundert Ausländer. In der Zeit von 1949 bis 1989 waren insgesamt mindestens 12.000 Bundesbürger und Westberliner IM.
Die operativen Ziele des MfS waren über die gesamte Bundesrepublik Deutschland verteilt. Darüber hinaus gab es Schwerpunkte in Europa, im Nahen Osten und Asien, nachgeordnet auch in Afrika und Lateinamerika. Nachrichtendienstliche Schwerpunkte waren vor allem die Wissenschafts- und Technikspionage, erst danach die politische und mit etwas Abstand die Militärspionage. Die Bundesrepublik Deutschland wurde folglich vor allem als Ressource zur Systemstabilisierung genutzt.
Die politische Spionage diente vornehmlich dazu, die politische Gefährdungslage des herrschenden Systems in der DDR bestimmen zu können. Dieses Profil deutet an, dass die Spionage der Bewahrung des Status quo dienen sollte. Von einer Unterwanderung der Bundesrepublik war die Geheimpolizei zahlenmäßig weit entfernt. Vielmehr waren ihre inoffiziellen Mitarbeiter damit beschäftigt, das DDR-System zu stabilisieren.
Beobachtung von Punks in Ost-Berlin Video, 20 Minuten, 56 Sekunden
Observation der Massendemonstration am 4. November 1989 Video, 37 Minuten, 26 Sekunden
"Begrüßung" - Agentenaustausch auf der Glienicker Brücke Video, 7 Minuten, 49 Sekunden
Vernehmung einer männlichen Person wegen versuchter Flucht aus der DDR Video, 33 Minuten, 39 Sekunden