Signatur: BStU, MfS, ZOS, Nr. 2541, Bl. 17-20
400 Mitarbeiter der Stasi waren im Einsatz, um das Lindenberg-Konzert abzusichern. Der vorliegende Abschlussbericht dokumentiert die Maßnahmen des MfS rund um den Auftritt.
Am 25. Oktober 1983 spielte Udo Lindenberg zum ersten und vor dem Mauerfall einzigen Mal in der DDR. 15 Minuten dauerte der Auftritt des westdeutschen Rockers beim so genannten "Friedenskonzert" der Freien Deutschen Jugend (FDJ) in Ostberlin. Der Auftritt löste bei der Stasi einen umfangreichen Einsatz aus. Das war auch deshalb der Fall, weil Udo Lindenberg ein steter Kritiker der DDR-Verhältnisse war. Dementsprechend misstrauisch betrachtete die Stasi auch seine zumeist jugendlichen Fans. Um den reibungslosen Ablauf der Veranstaltung zu sichern, waren am Tage des Konzertes über 400 Mitarbeiter im Einsatz. "Zuführungspunkte" für festgenommene Personen wurden eingerichtet und die S-Bahnhöfe im Stadtzentrum sowie die Fernbahnhöfe überwacht. Der vorliegende Abschlussbericht dokumentiert die Maßnahmen der Stasi am Tag des Lindenberg-Konzertes.
Der amerikanische Sänger Harry Belafonte wurde gegen 12.45 Uhr vom Kandidaten des Politbüros des ZK der SED und 1. Sekretär des ZR der FDJ, Egon Krenz, auf dem Flugplatz Berlin-Schönefeld begrüßt. An der Begrüßung nahm Udo Lindenberg teil. Von ihm gingen keine öffentlichkeitswirksamen Aktivitäten aus. Belafonte wurde von seiner Ehefrau und weiteren 15 Personen begleitet (Musiker und Techniker seines Ensembles sowie die Sängerin Reeves, Dianna, die ebenfalls bei der Veranstaltung auftrat).
Die internationale Pressekonferenz, an der 83 Journalisten aus dem NSA, darunter Korrespondenten von ARD, ZDF, "Frankfurter Allgemeine Zeitung", DPA und 45 Journalisten aus der DDR teilnahmen, verlief ohne Vorkommnisse. Sie wurde von Hartmut König, Sekretär des ZR der FDJ geleitet. Die Fragen der Journalisten wurden von Perry Friedman, Harry Belafonte, Janna Bitschewskaja und Udo Lindenberg beantwortet.
Vom Süddeutschen Rundfunk wurde an Lindenberg die Frage gestellt, ob er nicht fürchte, da es in der DDR 2 Friedensbewegungen gebe, daß die bundesdeutsche Friedensbewegung sich von ihm distanziere, wenn sie erfahre, daß er mit seinem Auftreten im Palast der Republik die staatliche Friedensbewegung in der DDR unterstütze. Lindenberg ging auf den provokatorischen Inhalt der Frage nicht ein und betonte, daß er im Palast der Republik gern auftrete und sich überall für den Frieden einsetze.
Auf die Frage der "FAZ" nach einer DDR-Tournee Udo Lindenbergs wurde von Hartmut König, Sekretär des ZR der FDJ, dahingehend geantwortet, daß für den Sommer 1984 eine Städtetournee vereinbart sei und ein Vertrag vorliege.
Harry Belafonte verurteilte den Einfall der USA-Truppen in Grenada und betonte, daß er ein gutes Verhältnis zum Volk und den ermordeten Führern Grenadas gehabt habe. Weiterhin erklärte er auf eine entsprechende Frage eines westlichen Journalisten, daß er die Anwesenheit der Sowjetunion in Afghanistan nicht befürworte. Der Kommunismus und die Sowjetunion wären jedoch nicht daran Schuld, daß die USA andere Völker überfalle und in weiten Teilen der Welt großes Elend herrsche. Er trete entschieden dafür ein, daß weder "Pershing", "Cruise Millies" noch "SS 20" aufgestellt werde.
In der Akademie der Künste fand unter Teilnahme von Udo Lindenberg die feierliche Übergabe der Berufungsurkunde als Korrespondierendes Mitglied an Harry Belafonte von 17.00 Uhr bis 18.30 Uhr statt. An ihr nahm ein Kreis geladener Gäste teil. Sie verlief ohne Vorkommnisse. Bei der An- und Abfahrt waren keine Personenansammlungen vor dem Objekt.
Der Zentrale Operativstab (ZOS) wurde 1970 gegründet. Seine Aufgaben waren der Betrieb des operativen Lagezentrums mit 24-Stunden-Dienst zur Entgegennahme, Aufbereitung und Weiterleitung von Meldungen/Informationen und Führung der Gesamtübersicht zur Sicherheitslage und bestimmten Vorkommnissen (Bomben- und Sprengstoffanschläge, Brandlegungen, Überfälle, Geiselnahmen, Attentate, Erpressungen, Havarien, Vorkommnisse an der Grenze, "staatsfeindliche Hetze", Demonstrationen/Demonstrativhandlungen usw.) wie auch Durchführung von sichernden Aktionen und Einsätzen anlässlich herausragender Ereignisse der Partei- und Staatsführung.
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Signatur: BStU, MfS, ZOS, Nr. 2541, Bl. 17-20
400 Mitarbeiter der Stasi waren im Einsatz, um das Lindenberg-Konzert abzusichern. Der vorliegende Abschlussbericht dokumentiert die Maßnahmen des MfS rund um den Auftritt.
Am 25. Oktober 1983 spielte Udo Lindenberg zum ersten und vor dem Mauerfall einzigen Mal in der DDR. 15 Minuten dauerte der Auftritt des westdeutschen Rockers beim so genannten "Friedenskonzert" der Freien Deutschen Jugend (FDJ) in Ostberlin. Der Auftritt löste bei der Stasi einen umfangreichen Einsatz aus. Das war auch deshalb der Fall, weil Udo Lindenberg ein steter Kritiker der DDR-Verhältnisse war. Dementsprechend misstrauisch betrachtete die Stasi auch seine zumeist jugendlichen Fans. Um den reibungslosen Ablauf der Veranstaltung zu sichern, waren am Tage des Konzertes über 400 Mitarbeiter im Einsatz. "Zuführungspunkte" für festgenommene Personen wurden eingerichtet und die S-Bahnhöfe im Stadtzentrum sowie die Fernbahnhöfe überwacht. Der vorliegende Abschlussbericht dokumentiert die Maßnahmen der Stasi am Tag des Lindenberg-Konzertes.
Während des Aufenthaltes in der DDR wurde Udo Lindenberg und seine Begleitung durch eine Einsatzgruppe unter ständiger gedeckter operativer Kontrolle gehalten.
Von der operativen Reserve des Leiters der Hauptabteilung XX wurden insgesamt 270 Mitarbeiter zur Lösung von Sicherungsaufgaben im Zusammenwirken mit der Bezirksverwaltung Berlin eingesetzt. Sie zeigte eine hohe Einsatzbereitschaft wie auch alle anderen eingesetzten Kräfte des MfS.
Die geplanten und eingesetzten Kräfte waren ausreichend.
Sie entsprachen der operativen Lage und haben alle übertragenen Aufgaben erfüllt.
Die organisierten Teilnehmer der FDJ zeigten beim An- und Abmarsch eine hohe Disziplin und bekundeten während der Veranstaltung mit großen Engagement ihre Entschlossenheit, den Frieden zu verteidigen. Auf die Darbietungen der Künstler reagierten sie politisch klug.
Harry Belafonte und seine Begleitung äußerten in inoffiziellen Gesprächen eine hohe Wertschätzung und eine große Begeisterung über diese Veranstaltung. Eine ähnliche Meinung brachte auch Udo Lindenberg zum Ausdruck,
Die gesamte Veranstaltung wurde zeitversetzt ohne Kürzungen vom Fernsehen der DDR, I. Programm, in hoher Qualität ausgestrahlt.
Es war festzustellen, daß die Vertreter westlicher Massenmedien sowohl im Palast der Republik als auch außerhalb die ihnen gebotenen Möglichkeiten voll ausnutzten.
Während der Veranstaltung versammelten sich zeitweilig bis zu 500 Jugendliche im Sicherungsbereich vor dem Palast der Republik. Sie brachten ihre Sympathien für Lindenberg, aber auch für Belafonte zum Ausdruck. Dabei wurden sie stellenweise von Vertretern westlicher Massenmedien aktiviert.
Durch das koordinierte Zusammenwirken der Kräfte des MfS, der Bezirksverwaltung Berlin und der VP vor dem Palast der Republik und in der Tiefe wurde diese Ansammlung ständig unter Kontrolle gehalten und differenzierte Maßnahmen (Einsatz von IM, Einsatz von Agitatoren der FDJ und Fotodokumentation zur Identifizierung) angewendet.
Gegen 00.30 Uhr wurde diese Ansammlung endgültig aufgelöst.
Es erfolgte aus den unterschiedlichsten Gründen 25 Zuführungen aus diesem Personenkreis. Entsprechende Überprüfungen durch die VP und die Untersuchungsorgane des MfS wurden eingeleitet. Die Zuführungen erfolgten ohne Störungen der Öffentlichkeit.
Es kam zu keinen Konfrontationen mit den eingesetzten Kräften der Sicherheitsorgane.
Hauptabteilung XX (Staatsapparat, Kultur, Kirchen, Untergrund)
Die Hauptabteilung XX bildete den Kernbereich der politischen Repression und Überwachung der Staatssicherheit. In Struktur und Tätigkeit passte sie sich mehrfach an die sich wandelnden Bedingungen der Herrschaftssicherung an. Die Diensteinheit ging 1964 durch Umbenennung aus der Hauptatbeilung V hervor, die ihrerseits in den Abteilungen V und VI (1950–1953) ihre Vorläufer hatte.
Die Hauptabteilung XX und die ihr nachgeordneten Abteilungen XX in den Bezirksverwaltungen (Linie XX) sowie entsprechende Arbeitsbereiche in den KD überwachten wichtige Teile des Staatsapparates (u. a. Justiz, Gesundheitswesen und bis 1986 das Post- und Fernmeldewesen), die Blockparteien und Massenorganisationen, den Kultur- und Sportbereich, die Medien und die Kirchen sowie SED-Sonderobjekte und Parteibetriebe. Federführend war die Hauptabteilung XX auch bei der Bekämpfung der "politischen Untergrundtätigkeit" (PUT), also der Opposition.
Ab der zweiten Hälfte der 50er Jahre und verstärkt seit dem Beginn der Entspannungspolitik fühlte sich das SED-Regime zunehmend durch die "politisch-ideologische Diversion" (PiD) bedroht. Die Schwächung der "Arbeiter-und-Bauern-Macht" durch "ideologische Aufweichung und Zersetzung" galt als Hauptinstrument des Westens bei der Unterminierung der DDR. Auch bei der Bekämpfung der PiD hatte die Hauptabteilung XX innerhalb des MfS die Federführung.
Das Erstarken der Bürgerrechtsbewegung (Friedens-, Umwelt- und Menschenrechtsgruppen) in der DDR führte in den 80er Jahren zu einem weiteren Bedeutungszuwachs der Linie XX. In der DA 2/85 bestätigte Minister Mielke dementsprechend die Federführung der Hauptabteilung XX bei der Bekämpfung der PUT.
Im Verlauf der fast 40-jährigen Entwicklung der Hauptabteilung XX veränderte sich ihre Struktur mehrfach. In der Endphase verfügte sie über neun operative Abteilungen und vier Funktionalorgane der Leitung (Sekretariat, Arbeitsgruppe der Leitung, Koordinierungsgruppe des Leiters, Auswertungs- und Kontrollgruppe).
Die Hauptabteilung V lag ab 1953 zunächst im unmittelbaren Anleitungsbereich von Mielke in seiner Eigenschaft als 1. Stellvertreter des Staatssicherheitschefs. Ab 1955 war der stellvertretende Minister Bruno Beater und 1964–1974 der stellv. Minister Fritz Schröder auf der Ebene der MfS-Leitung für die Hauptabteilung XX zuständig. Beide waren zuvor selbst (Beater 1953–1955, Schröder 1955–1963) Leiter der Hauptabteilung V. Seit 1975 gehörte die Hauptabteilung XX zum Verantwortungsbereich von Mielkes Stellvertreter Rudi Mittig. Von 1964 bis zur Auflösung des MfS leitete Kienberg die Hauptabteilung XX. Ihm standen seit 1965 zwei Stellvertreter zur Seite.
1954 waren in der Hauptabteilung V insgesamt 139 Mitarbeiter beschäftigt. Im Herbst 1989 verfügte die Hauptabteilung XX über 461 Mitarbeiter, von denen mehr als 200 als IM-führende Mitarbeiter eingesetzt waren.
In den 15 Bezirksverwaltungen waren auf der Linie XX im Oktober 1989 insgesamt knapp 1.000 Kader und damit auf der gesamten Linie XX fast 1.500 hauptamtliche Mitarbeiter im Einsatz. Gleichzeitig konnte allein die Hauptabteilung XX mit etwas mehr als 1.500 IM auf einen überdurchschnittlich hohen Bestand an inoffiziellen Kräften zurückgreifen. Ihrem Aufgabenprofil entsprechend spiegelt sich nicht zuletzt in der Entwicklung der Hauptabteilung XX auch die Geschichte von Opposition, Widerstand und politischer Dissidenz in der DDR. Im Herbst 1989 wurden von der Diensteinheit 31 Operative Vorgänge (10 Prozent aller Operativen Vorgänge im Berliner Ministeriumsbereich) und 59 Operative Personenkontrollen (8,7 Prozent) bearbeitet.
Im Zusammenhang mit der Verwaltungsreform der DDR vom Sommer 1952 wurden die fünf Länderverwaltungen für Staatssicherheit (LVfS) in 14 Bezirksverwaltungen umgebildet. Daneben bestanden die Verwaltung für Staatssicherheit Groß-Berlin und die Objektverwaltung "W" (Wismut) mit den Befugnissen einer BV. Letztere wurde 1982 als zusätzlicher Stellvertreterbereich "W" in die Struktur der BV Karl-Marx-Stadt eingegliedert.
Der Apparat der Zentrale des MfS Berlin und der der BV waren analog strukturiert und nach dem Linienprinzip organisiert. So waren die Hauptabteilung II in der Zentrale bzw. die Abteilungen II der BV für die Schwerpunkte der Spionageabwehr zuständig usw. Auf der Linie der Hauptverwaltung A waren die Abteilung XV der BV aktiv. Einige Zuständigkeiten behielt sich die Zentrale vor: so die Militärabwehr (Hauptabteilung I) und die internationalen Verbindungen (Abteilung X) oder die Arbeit des Büros für Besuchs- und Reiseangelegenheiten in Westberlin (Abteilung XVII). Für einige Aufgabenstellungen wurde die Bildung bezirklicher Struktureinheiten für unnötig erachtet. So gab es in den 60er und 70er Jahren für die Abteilung XXI und das Büro der Leitung II Referenten für Koordinierung (RfK) bzw. Offiziere BdL II. Für spezifische Aufgaben gab es territorial bedingte Diensteinheiten bei einigen BV, z. B. in Leipzig ein selbständiges Referat (sR) Messe, in Rostock die Abt. Hafen.
An der Spitze der BV standen der Leiter (Chef) und zwei Stellv. Operativ. Der Stellv. für Aufklärung fungierte zugleich als Leiter der Abt. XV. Die Schaffung des Stellvertreterbereichs Operative Technik im MfS Berlin im Jahre 1986 führte in den BV zur Bildung von Stellv. für Operative Technik/Sicherstellung.
Inoffizielle Mitarbeiter (IM) waren das wichtigste Instrument des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), um primär Informationen über Bürger, die Gesellschaft, ihre Institutionen und Organisationen der DDR oder im Ausland zu gewinnen. Unter Umständen hatten IM auf Personen oder Ereignisse in der DDR steuernden Einfluss zu nehmen.
In der DDR-Gesellschaft hießen sie "Spitzel", "Denunzianten" oder "Kundschafter". Mit der deutschen Einheit hat sich die Bezeichnung Inoffizieller Mitarbeiter des MfS für die heimlichen Zuträger etabliert. Sie lieferten u. a. Informationen über Stimmungen und Meinungen in der Bevölkerung.
Die SED-Führung wollte stets über die konkrete Situation und Lage in der DDR unterrichtet sein. Die IM hatten den Auftrag, "staatsgefährdende" Bestrebungen zu ermitteln, was beim MfS "politisch ideologische Diversion" bzw. "politische Untergrundtätigkeit" hieß. Der Bogen hierfür war weit gespannt und reichte von einer privaten Meinungsäußerung bis hin zu politischen Aktivitäten. Überdies sollten sie, wenn auch selten, direkt auf gesellschaftliche Entwicklungen oder einzelne Personen einwirken.
Die IM waren das wichtigste Repressionsinstrument in der DDR. IM wurden auf bestimmte Schwerpunkte angesetzt, von denen tatsächliche oder vermeintliche Gefahren ausgehen konnten. Diese Objekte und Territorien, Bereiche oder Personen waren so zahlreich, dass die geheimpolizeiliche Durchdringung tendenziell den Charakter einer flächendeckenden Überwachung annahm.
Die Anzahl der vom MfS geführten inoffiziellen Mitarbeiter umfasste im Jahre 1989 ungefähr 189.000 IM, darunter 173.000 IM der Abwehrdiensteinheiten, ferner 13.400 IM in der DDR und 1.550 IM in der Bundesrepublik, die von der Hauptverwaltung A geführt wurden, sowie diverse andere wie Zelleninformatoren usw. Auf 89 DDR-Bürger kam somit ein IM. In der Zeit von 1950 bis 1989 gab es insgesamt ca. 620.000 IM.
Die Entwicklung des IM-Netzes ist nicht allein von einem kontinuierlichen Anstieg geprägt, sondern verweist auf besondere Wachstumsphasen in Zeiten innergesellschaftlicher Krisen wie dem 17. Juni 1953 oder am Vorabend des Mauerbaus. Im Zuge der deutsch-deutschen Entspannungspolitik wurde das IM-Netz ebenfalls erweitert. So umfasste es Mitte der 70er Jahre – hochgerechnet – über 200.000 IM. Angesichts wachsender oppositioneller Bewegungen hatte es in den 80er Jahren gleichfalls ein hohes Niveau.
Die flächendeckende Überwachung der Gesellschaft fiel regional recht unterschiedlich aus. Im Land Brandenburg, das die Bezirke Cottbus, Frankfurt (Oder) und Potsdam vereint, war sie stärker als in Thüringen. Die höchste IM-Dichte wies der ehemalige Bezirk Cottbus auf.
Das MfS operierte formal nach territorialen Gesichtspunkten und Sicherungsbereichen, setzte jedoch operative Schwerpunkte in der geheimpolizeilichen Arbeit. Bezogen auf das Gesamtministerium lagen diese – sowohl auf Kreis-, als auch auf Bezirks- und Hauptabteilungsebene – bei der Volkswirtschaft, der Spionageabwehr und auf der "politischen Untergrundtätigkeit", der "Bearbeitung " von oppositionellen Milieus und den Kirchen.
Die Motive zur Kooperation mit dem MfS waren überwiegend ideeller, seltener materieller Natur, noch seltener war Erpressung der Grund. Die Kooperation währte durchschnittlich sechs bis zehn Jahre oder länger. Augenfällig ist, dass darunter nicht wenige soziale Aufsteiger waren. Der Anteil von weiblichen IM lag in der DDR bei 17 Prozent, in der Bundesrepublik bei 28 Prozent. Über die Hälfte der IM war Mitglied der SED. Von den 2,3 Mio. Mitgliedern der Partei ausgehend, waren 4 bis 5 Prozent zuletzt inoffiziell aktiv, d. h. jedes zwanzigste SED-Mitglied.
Das MfS differenzierte IM nach Kategorien: Gesellschaftliche Mitarbeiter für Sicherheit, IM zur Sicherung und Durchdringung des Verantwortungsbereichs, IM im besonderen Einsatz, Führungs-IM und IM zur Sicherung der Konspiration und des Verbindungswesens. Die wichtigste Kategorie waren IM mit "Feindverbindungen" bzw. solche, die Personen zu "bearbeiten" hatten, die "im Verdacht der Feindtätigkeit" standen. Im Laufe der 80er Jahre nahm der Anteil von IM in der Kategorie IMB bis Dezember 1988 auf rund 3.900 zu.
Der Anteil von Bundesbürgern oder Ausländern unter den IM des MfS betrug nicht einmal 2 Prozent. 1989 waren mindestens 3.000 Bundesbürger inoffiziell im Dienste des MfS, zusätzlich mehrere Hundert Ausländer. In der Zeit von 1949 bis 1989 waren insgesamt mindestens 12.000 Bundesbürger und Westberliner IM.
Die operativen Ziele des MfS waren über die gesamte Bundesrepublik Deutschland verteilt. Darüber hinaus gab es Schwerpunkte in Europa, im Nahen Osten und Asien, nachgeordnet auch in Afrika und Lateinamerika. Nachrichtendienstliche Schwerpunkte waren vor allem die Wissenschafts- und Technikspionage, erst danach die politische und mit etwas Abstand die Militärspionage. Die Bundesrepublik Deutschland wurde folglich vor allem als Ressource zur Systemstabilisierung genutzt.
Die politische Spionage diente vornehmlich dazu, die politische Gefährdungslage des herrschenden Systems in der DDR bestimmen zu können. Dieses Profil deutet an, dass die Spionage der Bewahrung des Status quo dienen sollte. Von einer Unterwanderung der Bundesrepublik war die Geheimpolizei zahlenmäßig weit entfernt. Vielmehr waren ihre inoffiziellen Mitarbeiter damit beschäftigt, das DDR-System zu stabilisieren.
Der Zentrale Operativstab (ZOS) wurde 1970 gegründet. Seine Aufgaben waren der Betrieb des operativen Lagezentrums mit 24-Stunden-Dienst zur Entgegennahme, Aufbereitung und Weiterleitung von Meldungen/Informationen und Führung der Gesamtübersicht zur Sicherheitslage und bestimmten Vorkommnissen (Bomben- und Sprengstoffanschläge, Brandlegungen, Überfälle, Geiselnahmen, Attentate, Erpressungen, Havarien, Vorkommnisse an der Grenze, "staatsfeindliche Hetze", Demonstrationen/Demonstrativhandlungen usw.) wie auch Durchführung von sichernden Aktionen und Einsätzen anlässlich herausragender Ereignisse der Partei- und Staatsführung.
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Signatur: BStU, MfS, ZOS, Nr. 2541, Bl. 17-20
400 Mitarbeiter der Stasi waren im Einsatz, um das Lindenberg-Konzert abzusichern. Der vorliegende Abschlussbericht dokumentiert die Maßnahmen des MfS rund um den Auftritt.
Am 25. Oktober 1983 spielte Udo Lindenberg zum ersten und vor dem Mauerfall einzigen Mal in der DDR. 15 Minuten dauerte der Auftritt des westdeutschen Rockers beim so genannten "Friedenskonzert" der Freien Deutschen Jugend (FDJ) in Ostberlin. Der Auftritt löste bei der Stasi einen umfangreichen Einsatz aus. Das war auch deshalb der Fall, weil Udo Lindenberg ein steter Kritiker der DDR-Verhältnisse war. Dementsprechend misstrauisch betrachtete die Stasi auch seine zumeist jugendlichen Fans. Um den reibungslosen Ablauf der Veranstaltung zu sichern, waren am Tage des Konzertes über 400 Mitarbeiter im Einsatz. "Zuführungspunkte" für festgenommene Personen wurden eingerichtet und die S-Bahnhöfe im Stadtzentrum sowie die Fernbahnhöfe überwacht. Der vorliegende Abschlussbericht dokumentiert die Maßnahmen der Stasi am Tag des Lindenberg-Konzertes.
Udo Lindenberg reiste gegen 24.00 Uhr über die GÜST Invalidenstraße nach Westberlin aus. Es gab bei der Anfahrt zur GÜST, während der Abfertigung und Ausreise keine Vorkommnisse.
Harry Belafonte begab sich nach Abschluß dem Empfangs gegen 00.45 Uhr in das Gästehaus des Ministerrates der DDR, nach Berlin-Pankow.
Während des gesamten Einsatzzeitraumes bestand eine stabile Verbindung zum Veranstalter und die Durchsetzung der politischoperativen Interessen des MfS war gewährleistet.
Die Bildung eines gemeinsamen Führungspunktes mit der HA PS und der Bezirksverwaltung Berlin hat sich bewährt und garantierte das koordinierte Zusammenarbeiten aller an der Sicherung beteiligten Diensteinheiten des MfS.
Der Sicherungseinsatz wurde 01.00 Uhr beendet. Durch die HA PS werden die notwendigen Nachsicherungen gewährleistet.
Im Zusammenhang mit der Verwaltungsreform der DDR vom Sommer 1952 wurden die fünf Länderverwaltungen für Staatssicherheit (LVfS) in 14 Bezirksverwaltungen umgebildet. Daneben bestanden die Verwaltung für Staatssicherheit Groß-Berlin und die Objektverwaltung "W" (Wismut) mit den Befugnissen einer BV. Letztere wurde 1982 als zusätzlicher Stellvertreterbereich "W" in die Struktur der BV Karl-Marx-Stadt eingegliedert.
Der Apparat der Zentrale des MfS Berlin und der der BV waren analog strukturiert und nach dem Linienprinzip organisiert. So waren die Hauptabteilung II in der Zentrale bzw. die Abteilungen II der BV für die Schwerpunkte der Spionageabwehr zuständig usw. Auf der Linie der Hauptverwaltung A waren die Abteilung XV der BV aktiv. Einige Zuständigkeiten behielt sich die Zentrale vor: so die Militärabwehr (Hauptabteilung I) und die internationalen Verbindungen (Abteilung X) oder die Arbeit des Büros für Besuchs- und Reiseangelegenheiten in Westberlin (Abteilung XVII). Für einige Aufgabenstellungen wurde die Bildung bezirklicher Struktureinheiten für unnötig erachtet. So gab es in den 60er und 70er Jahren für die Abteilung XXI und das Büro der Leitung II Referenten für Koordinierung (RfK) bzw. Offiziere BdL II. Für spezifische Aufgaben gab es territorial bedingte Diensteinheiten bei einigen BV, z. B. in Leipzig ein selbständiges Referat (sR) Messe, in Rostock die Abt. Hafen.
An der Spitze der BV standen der Leiter (Chef) und zwei Stellv. Operativ. Der Stellv. für Aufklärung fungierte zugleich als Leiter der Abt. XV. Die Schaffung des Stellvertreterbereichs Operative Technik im MfS Berlin im Jahre 1986 führte in den BV zur Bildung von Stellv. für Operative Technik/Sicherstellung.
Der Zentrale Operativstab (ZOS) wurde 1970 gegründet. Seine Aufgaben waren der Betrieb des operativen Lagezentrums mit 24-Stunden-Dienst zur Entgegennahme, Aufbereitung und Weiterleitung von Meldungen/Informationen und Führung der Gesamtübersicht zur Sicherheitslage und bestimmten Vorkommnissen (Bomben- und Sprengstoffanschläge, Brandlegungen, Überfälle, Geiselnahmen, Attentate, Erpressungen, Havarien, Vorkommnisse an der Grenze, "staatsfeindliche Hetze", Demonstrationen/Demonstrativhandlungen usw.) wie auch Durchführung von sichernden Aktionen und Einsätzen anlässlich herausragender Ereignisse der Partei- und Staatsführung.
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Aktivitätenplan am Tag des Udo-Lindenberg-Konzertes im Palast der Republik Dokument, 2 Seiten
Udo Lindenberg bei der Pressekonferenz am 25.10.1983 1 Fotografie
Udo Lindenberg bei seinem Konzert am 25.10.1983 im Palast der Republik 1 Fotografie