Gruppenvorgang "Sylvester"

Am 26. Juni 1951 eröffnete die Abteilung VI den Gruppenvorgang "Sylvester". Dieser Schritt erfolgte, wenn sich der Verdacht auf eine "feindliche" Tätigkeit gegen eine oder mehrere Personen beim Bearbeiter im Ministerium für Staatssicherheit (MfS) erhärtet hatte. Die Bezeichnung des Vorgangs geht auf den Zeitpunkt des ersten Berichts des Geheimen Informators (GI) "Grünspan" am Silvestervorabend 1950 zurück. Der stellvertretende Minister für Staatssicherheit, Erich Mielke, unterzeichnete ihn am 28. Juni 1951.

Mit der Eröffnung des Gruppenvorgangs "Sylvester" intensivierte die Staatssicherheit ihre "operative Bearbeitung" von Barczatis und Laurenz. Mitarbeiter der für Ermittlungen zuständigen Abteilung VIII führten Beobachtungen in Ost- und West-Berlin durch, es fanden Postkontrollen statt und Telefongespräche wurden abgehört. Außerdem setzte das MfS Personen aus dem Umfeld von Barczatis und Laurenz als GI ein. Bei ihren Ermittlungen arbeitete die Stasi eng mit dem sowjetischen Geheimdienst MGB zusammen. Im Frühjahr 1952 veranlasste der MGB sogar eine kurzzeitige Einstellung der Ermittlungen durch das MfS und gestattete nur noch vereinzelte Observationsaufträge. Hintergrund war der Verdacht des MGB auf eine Zusammenarbeit von Laurenz mit der NTS (auf Deutsch: Bund der russischen Solidaristen e.V.), einer antibolschewistischen Widerstandsbewegung. Dies erhärtete sich jedoch nicht. Nach der Anwerbung von Laurenz durch die Organisation Gehlen im Sommer 1952 intensivierte die Stasi ab August ihre Maßnahmen gegen Barczatis und ihren Geliebten.

Der Gruppenvorgang "Sylvester" lief insgesamt über vier Jahre, bevor er am 12. Oktober 1955 beendet wurde – knapp einen Monat vor Barczatis’ und Laurenz’ Tod durch das Fallbeil.