Berichte an das MfS

In 16 Jahren Spitzeltätigkeit verfasste "Richard" insgesamt 4.320 handschriftliche Berichte mit 10.927 Seiten. In diesen Berichten erwähnte er über 6.000 Personen namentlich, zu genau 5.296 Personen davon lieferte er weitere Informationen.

Da Fiolka täglich bis zu zehn Berichte schrieb, konnte er keiner regulären Arbeit nachgehen. Die Geheimpolizei zahlte ihrem Spitzel daher ein festes Gehalt. In den 50er Jahren waren dies monatlich 550 und am Ende der Zusammenarbeit 800 Mark der DDR. Dazu kamen noch Prämien für gute "Leistungen" sowie die Erstattung der anfallenden Reisekosten.

Die Stasi verschaffte ihm als Legende ein Scheinarbeitsverhältnis bei der Zeitung "Das Volk", dem Organ der SED-Bezirksleitung in Erfurt. 1962 wechselte er seine fingierte Arbeitsstelle und war nun offiziell für den VEB Keramik, Außenstelle Erfurt tätig.

Seine Aufträge wurden "Richard" in einer Konspirativen Wohnung erteilt. Um Befragungen und Ermittlungen unauffällig durchführen zu können, stellte ihm das MfS mehrere gefälschte Ausweise des Rates des Bezirks Erfurt zur Verfügung.

Zwei Berichte zeigen exemplarisch, welche Informationen der GI "Richard" an die Stasi weitergab. Stets äußerte er sich über die familiären Verhältnisse, die Ehepartner, die Kinder und Verwandten der Bespitzelten. Fiolka skizzierte auch den beruflichen Werdegang von der Ausbildung bis zum Berichtszeitpunkt. Dies beinhaltete die Einstellung zum Beruf und zu den Kollegen. GI "Richard" berichtete ferner über Kontakte zu Verwandten und Bekannten, die in der Bundesrepublik Deutschland oder in anderen Staaten wohnten.

Er schrieb über die Einrichtung der ausgespähten Wohnungen, die Freizeitgestaltung und die finanziellen Verhältnisse der Betroffenen. Ausführlich informierte er in der Regel über die politische Einstellung der bespitzelten Personen. "Richard" beschrieb, ob sie die Politik der SED befürworteten und sich politisch engagierten oder sich neutral verhielten bzw. gar Stellung gegen das bestehende System bezogen.