Signatur: BArch, MfS, AS, Nr. 109/65, Bl. 93-94
Viele Menschen sahen in den 1950er Jahren auf Grund der politischen Entwicklungen in der DDR keine Perspektive. Es kam zu einer massenhaften Fluchtbewegung. Das MfS betrachtete die Entwicklung mit Sorge.
Viele Menschen sahen in den 1950er Jahren auf Grund der politischen Entwicklungen in der DDR keine Perspektive. Allein 1953 flohen nach Erkenntnissen der Stasi über 270.000 Bürger in den Westen. Diese Abstimmung mit den Füßen wurde zunehmend zu einem Problem, kehrten doch gerade viele junge und gut ausgebildete Leute der DDR den Rücken. 1956 rief die SED zur offensiven Bekämpfung der Republikflucht auf. Als Schild und Schwert der Partei kam dem MfS dabei eine Schlüsselrolle zu.
Das vorliegende Dokument ist eine statistische Erhebung des MfS zur Republikflucht in den Jahren von 1953 bis 1959. Die Übersicht macht deutlich, dass die Vergabe von Reisevisa (PM 12a) ab 1958 deutlich restriktiver gehandhabt wurde. Zuvor hatten viele DDR-Bürger genehmigte Westreisen zur Flucht in die Bundesrepublik genutzt. Auf Seite 2 des Dokuments sind die Flüchtlingszahlen verschiedener Gesellschaftsschichten aufgeführt. Es teilt die Statistik in "Klassenzugehörigkeit" (Arbeiter, Angestellte, Groß-, Mittel- und Kleinbürger sowie LPG-Angestellte, Handwerker, Geschäftsleute und Besitzer von Privatbetrieben, Schüler und Studenten). Getrennt werden auch Parteizugehörigkeit (SED, CDU, LDPD, NDPD und DBD) betrachtet sowie Berufsgruppen (Ärzte, Lehrer, Ingenieure, Techniker und Wissenschaftler).
Republikflucht seit 1953
R.-flucht:
dav. PM12a:
Rückkehr.:
Erstzuzieh.:
Bemerkung: Rot angegebene Zahlen der Rückkehr. u. Erstzuzieh. 1953 umfassen nur das 3. Und 4. Quartal!
[Rotes Kreuz] In diesen Zahlen ist der Monat Juni 1954 nicht enthalten. Zahlen liegen dafür nicht vor!
Straftaten gegen die staatliche Ordnung
Straftaten gegen die staatliche Ordnung waren Straftatbestände des 8. Kapitels des StGB/1968. Insbesondere der 2. Abschnitt ("Straftaten gegen die staatliche und öffentliche Ordnung") enthält politische Strafnormen, die für die strafrechtliche Untersuchungstätigkeit der Staatssicherheit (Untersuchungsorgan) von großer Bedeutung waren.
Das gilt vor allem für § 213 ("Ungesetzlicher Grenzübertritt"), der in der Honecker-Ära Grundlage von rund der Hälfte aller MfS-Ermittlungsverfahren war. Auch § 214 ("Beeinträchtigung staatlicher und gesellschaftlicher Tätigkeit") spielte, vor allem im Zusammenhang mit der Bekämpfung von Ausreiseantragstellern, in den 80er Jahren eine immer wichtigere Rolle.
Ähnliches gilt für § 219 ("Ungesetzliche Verbindungsaufnahme") und § 220 ("Öffentliche Herabwürdigung der staatlichen Ordnung"), die die ähnlichen, aber schwerer wiegenden Strafnormen aus dem 2. Kapitel des StGB/1968 § 100 ("Staatsfeindliche Verbindungen", ab 1979 "Landesverräterische Agententätigkeit") und § 106 ("Staatsfeindliche Hetze") weitgehend verdrängten (Staatsverbrechen).
Signatur: BArch, MfS, AS, Nr. 109/65, Bl. 93-94
Viele Menschen sahen in den 1950er Jahren auf Grund der politischen Entwicklungen in der DDR keine Perspektive. Es kam zu einer massenhaften Fluchtbewegung. Das MfS betrachtete die Entwicklung mit Sorge.
Viele Menschen sahen in den 1950er Jahren auf Grund der politischen Entwicklungen in der DDR keine Perspektive. Allein 1953 flohen nach Erkenntnissen der Stasi über 270.000 Bürger in den Westen. Diese Abstimmung mit den Füßen wurde zunehmend zu einem Problem, kehrten doch gerade viele junge und gut ausgebildete Leute der DDR den Rücken. 1956 rief die SED zur offensiven Bekämpfung der Republikflucht auf. Als Schild und Schwert der Partei kam dem MfS dabei eine Schlüsselrolle zu.
Das vorliegende Dokument ist eine statistische Erhebung des MfS zur Republikflucht in den Jahren von 1953 bis 1959. Die Übersicht macht deutlich, dass die Vergabe von Reisevisa (PM 12a) ab 1958 deutlich restriktiver gehandhabt wurde. Zuvor hatten viele DDR-Bürger genehmigte Westreisen zur Flucht in die Bundesrepublik genutzt. Auf Seite 2 des Dokuments sind die Flüchtlingszahlen verschiedener Gesellschaftsschichten aufgeführt. Es teilt die Statistik in "Klassenzugehörigkeit" (Arbeiter, Angestellte, Groß-, Mittel- und Kleinbürger sowie LPG-Angestellte, Handwerker, Geschäftsleute und Besitzer von Privatbetrieben, Schüler und Studenten). Getrennt werden auch Parteizugehörigkeit (SED, CDU, LDPD, NDPD und DBD) betrachtet sowie Berufsgruppen (Ärzte, Lehrer, Ingenieure, Techniker und Wissenschaftler).
Arbeiter
Angest.
Groß-
Mittel-
Kleinb.
LPG-Mtgl.
Handw.
Geschftsl.
Bes.v.Privbtr.
Student.
O’schüler
NDPD
DBPD
Ärzte
Lehrer
Ingen.
Techn.
Wissensch.
[ein rotes Kreuz] (Aug - Sept.)
[zwei rote Kreuze] (ohne die Monate Febr, März, April u. Juni)
Straftaten gegen die staatliche Ordnung
Straftaten gegen die staatliche Ordnung waren Straftatbestände des 8. Kapitels des StGB/1968. Insbesondere der 2. Abschnitt ("Straftaten gegen die staatliche und öffentliche Ordnung") enthält politische Strafnormen, die für die strafrechtliche Untersuchungstätigkeit der Staatssicherheit (Untersuchungsorgan) von großer Bedeutung waren.
Das gilt vor allem für § 213 ("Ungesetzlicher Grenzübertritt"), der in der Honecker-Ära Grundlage von rund der Hälfte aller MfS-Ermittlungsverfahren war. Auch § 214 ("Beeinträchtigung staatlicher und gesellschaftlicher Tätigkeit") spielte, vor allem im Zusammenhang mit der Bekämpfung von Ausreiseantragstellern, in den 80er Jahren eine immer wichtigere Rolle.
Ähnliches gilt für § 219 ("Ungesetzliche Verbindungsaufnahme") und § 220 ("Öffentliche Herabwürdigung der staatlichen Ordnung"), die die ähnlichen, aber schwerer wiegenden Strafnormen aus dem 2. Kapitel des StGB/1968 § 100 ("Staatsfeindliche Verbindungen", ab 1979 "Landesverräterische Agententätigkeit") und § 106 ("Staatsfeindliche Hetze") weitgehend verdrängten (Staatsverbrechen).
Bericht über Republikfluchten im November 1956 Dokument, 14 Seiten
Bericht über die operative Bearbeitung von Rückkehrern in die DDR Dokument, 23 Seiten
Bericht über die Entwicklung der Republikflucht 1960 Dokument, 45 Seiten
Bericht der KD Lichtenberg über Tiervergiftungen im Tierpark Berlin-Friedrichsfelde Dokument, 10 Seiten